Radtouren/ naturkundliche Führungen der Hardtwaldfreunde 2001


Anläßlich der Gründung der Hardtwaldfreunde als eingetragener Verein werden  vier naturkundlich geführte
Radtouren  in und rund um den Hardtwald angeboten.:



Bericht der Tour vom 7.April "Der Hardtwald und die Rheinauen":

Die Tour führte zunächst vom Treffpunkt Adenauerring / Friedrichstaler Allee über den Kanalweg nach Neureut und dort zum Klärwerk von Karlsruhe und Ettlingen.

Das Klärwerk von Karlsruhe und Ettlingen steht in Neureut in den Rheinniederungen. Es ist bis heute versäumt worden das Klärwerk zu erweitern , damit bei Hochlast nicht immer die Abwässer ungeklärt in die Auen entweichen können.


Die hellgrauen rechteckigen Folien in der Mitte des Bildes sind die optischen Trennwände des Überlaufes. Hier treten regelmäßig die ungeklärten Abwässer in die Rheinauen.


Hier am Graben vom Neureuter Klärwerk bis zum Ölhafen kann vielleicht einmal die geplanten Nordtangente langführen.
 


Pappeln wurden gefällt, weil sie ökologisch nicht so wertvoll sind. An dieser Stelle war es aber falsch, denn einzelne oder auch in Reihen stehende große Pappeln sind wichtige Brutstätten für zahlreiche Tierarten. Nur ein ganzer Pappelwald gehört gelichtet.


Die Rheinauen sind bis heute vom Hochwasser überschwemmt. Vögel wie Enten und Storch sowieAmphibien sind hier zu hause.

Die Tour führte weiter zum Kleinen Bodensee wo das Ökomobil wartete. Ein Bericht fehlt noch, da ich (der Autor) hier die Gruppe aus terminlichen Gründen vorzeitig verlassen musste.
 
 
 
 
 
 


Bericht des Ausfluges am Samstag, 1. September 2001 ins Weingartener Moor

Vom Sammelpunkt Beuthener Str/ Schwetzinger (Hagsfeld Nord) ging es los.  21 Radfahrer und Radfahrerinnen haben trotz stark bewölktem Wetter mit Voraussage von Regenschauern den Weg um 10 Uhr morgens hergefunden.


 

Die Anfahrt führt über Feldwege und Nebenstraßen erst zum Grötzinger Baggersee und dann zum Weingartener Moor.


 
 
 

Nach einer dreiviertelstunde erreichen wir den Treffpunkt mit Herr Forstoberinspektor (FOI) Arne Köller vom forstlichen Bildungszentrum Karlsruhe. Er hat sich in seiner Freizeit bereiterklärt, uns durch das Moor zu führen.


 

Herr Köller arbeitet in der Ausbildung von Förstern, gibt EDV-Kurse und ist als Waldpädagoge im Waldklassenzimmer tätig.  Er  weist uns eingangs auf die angespannte Personalsituation im Bereich des Forstes hin. Immer weniger Angestellte und Beamte müssen immer mehr Flächen pflegen und bewirtschaften. Gerade die zeitaufwendige Pflege von Naturschutzgebieten ist von Rationalisierungen immer wieder betroffen. Hier muß die Bevölkerung mithelfen, daß keine Stellen gestrichen werden.

Das Naturschutzgebiet hat eine Größe von 250 Hektar. Die Niederungen sind von Wasserfl&amml;chen und den feucht-sumpfigen Gegebieten mit der der typischen Vegetation von Erlen, Eschen und Pappeln geprägt. Die etwas höhere Gelände sind eiszeitliche Geröllfelder, die der Ostrhein, der bis zur Bronzezeit Kinzig und Murg aufgenommen hatte, nur um- oder überspülen  nicht aber bewegen konnte. Das etwas höhere Gelände ist daher trockener und von Harthölzern wie Hainbuche (Weissbuche) und Eiche besiedelt, die Kiefer kommt auch vor.  Der Bereich zwischen den Niederungen und dem höheren Gelände wird Erlen-Bruch genannt und ist von Sträuchern, Büschen und Gräsern bewachsen, darunter auch die Brennessel.
 

Das Naturschutzgebiet ist heute nur noch stark eingeschränkt zur Fischerei und zur Jagd zugelassen. Der Wald ist kein Bannwald, also Wald der sich selber überlassen wird, sondern es finden Forstwirtschaft und Pflegemaßnahmen zur Erhaltung des Moores statt. Die Forstwirtschaft führt aber keine Kahlschläge durch, sondern nimmt nur einzelne Bäume heraus. Der Grund der Wasserflächen muß  regelmäßig mit Schlammbaggern abgesaugt werden, damit die Verlandung gestoppt wird und somit die Wasserflächen erhalten bleiben.


 
 

Unser Weg führte uns vom roten Pfeil aus zunächst zum Knüppeldamm zum Aussichtspunkt und dann auf einem Waldweg nach Süden und am Rand des Naturschutzgebietes zurück zum Ausgangspunkt.
 


 

Der Knüppeldamm ist ein Weg aus Holzdielen auf Stelzen etwa 1/2 Meter über dem Boden. Wenn es viel geregnet hat, steht hier schon das Wasser. Wir sind umgeben von der typischen Vegetation der Niederungen von Erle, Esche und Pappel.
 


 

Die Dielen sind durch den Regen des Vortages sehr glatt und daher rutschig. Es ist vorsichtiges Wandern angesagt.
 
 



Der Aussichtspunkt ist erreicht. Jeder darf mal ....


 

Da gibt's viel seltnes zu sehen.  Und morgens um 5 Uhr noch viel mehr, so Herr Köller: Eisvögel, Tafelente, Schwarzer und Roter Milan. Das Naturschutzgebiet beherbergt große Bestände von Amphibien, darunter der selten gewordene Springfrosch. Kröten tummeln sich zur Laichzeit in Frühjahr in Massen. Sie kommen vom Bergwald und müssen versuchen lebendig die B3 zu überqueren. Krötentunnels, Totalsperrungen der B3 und viele ehrenamtliche Helfer leisten Hilfe. Es wurden hier 1980  171 Schmetterlingsarten gezählt. Das Weingartner Moor ist in seiner Artenvielfalt einzigartig in Süddeutschland und findet europaweite Beachtung.


 

Der Aussichtspunkt läßt nur Sehschlitze zur Beobachtung zu, damit die Tiere so wenig wie möglich gestört werden.


 
 

Direkt am Wasser erklärt FOI Köller die Vegetation und die Tierwelt.  Im Hintergrund stehen große Erlen. Ihre Wurzeln reichen mangrovenartig weit in das Wasser hinein und bieten Fröschen, Schlangen, Fischen und Molchen Unterschlupf.

Bevor der Ostrhein in der Bronzezeit vom Westrhein - dem heutigen Rhein - übernommen worden ist,  hatte er tiefe Rillen gegraben. Diese verlandeten im Laufe der Jahrhunderte und es bildete sich genau in diesen Rillen Niedermoore und daraus Torf.  Das Weingartener Moor verfügt  also stellenweise über mehrer Meter tiefe Torfböden. Damit wurden seit der Industriealisierung im 18.  und 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg Wohnhäuser der Umgebung geheizt. An dieser Stelle wurde vor gut 80 Jahren das letzte Mal Torf gestochen.

Die Torfböden konservieren Schicht für Schicht die Blütenpollen der Pflanzenvegetation und sind daher begehrtes Forschungobjekt für Vegatations- und Landschaftsgeschichte.
 


 

Der Knüppeldamm führt uns wieder weg von der Niederung und es schließt sich der auf Bodenhöhe dicht bewachsene Bruchwald an.

Je höher wir kommen, desto trockener und weniger dicht zugewachsen wird es. Es springen überall kleine Frösche auf dem feuchten Boden herum. Es ändert sich die Vegetation. Die Weichhölzer der Niederungen , die Erle, Esche und Pappel, weichen den Harthölzern Buche, Eiche und vereinzelt auch Kiefern.  Daß hier sogar Kiefern wachsen, ist Folge der Grundwasserabsenkung seit der Begradigung des Rheines durch Tulla. Dadurch fließt das Wasser nämlich viel schneller ab als früher.

Deutschlandweit einzigartig ist der Bestand an gesunden Flatterulmen. Ulmen sind Bäume, die durch ihre Flügelwurzeln und ihren unsymmetrischen Blätter auffallen, sonst ähneln sie einer Buche. Der Ulmenkäfer schleppt deutschlandweit einen Pilz in die Bäume ein und die Ulmen sterben ab, nur hier nicht. Warum, ist noch unbekannt.


 

Der  Werrenhaeuslesgraben ist eine Quelle bester Wasserqualität. Ihre Nutzung mußte leider vor ein paar Jahren seit dem Brand der Mülldeponie in Grötzingen auf dem Katzenberg eingestellt werden, weil Giftstoffe eingeschwemmt wurden. Der Boden des Weingartener Moores ist nicht etwa sauer, sondern alkalisch, weil es aus Verlandung entstand. Daher gedeihen Pflanzen besonders gut und der Boden ist sehr begehrt für Landwirtschaft.


 

Ein Blick in den Werrenhäuslesgraben.
 

Am Waldrand und an der Grenze zum Naturschutzgebiet führt der Weg zurück zum Ausgangspunkt. Rechts der typisch torfschwarze Boden der landwirtschaftlich genutzt wird und hohe Erträge bringt.

Wir danke Herrn FOI Köller ganz herzlich für seine Engagement  in seinem Urlaub.

"Hierher komme ich nochmal mit meinen Kindern" gab eine Mutter spontan bekannt und ein anderer Teilnehmer meinte begeistert: "Bisher habe ich immer nur Wasser, Schlamm Bäume und Vögel gesehen. Jetzt sehe ich es mit ganz anderen Augen und bewundere die Artenvielfalt in Flora und Fauna."
 
 

Die Hardtwaldfreunde.
 
 





zurück